Das Jahr 2020 hat uns allen seit langer Zeit wieder einmal vieles, vielen von uns auch alles, abverlangt. Für viele Menschen war dies weit mehr, als sie zu geben bereit waren, und so dass sie schlicht überfordert waren. Mit dem Blick auf die Welt und auf die Entwicklungen in anderen Ländern, sowie auf die Maßnahmen, welche sich die Politiker hierzu beschlossen haben, um das Virus unter Kontrolle zu bekommen, reagierte auch die Schweiz, um ihre Bevölkerung zu schützen und eine Ausbreitung des neuartigen Corona Virus (COVID-19) zu unterbinden. Die Maßnahmen, welche offiziell von der Politik und den zuständigen Behörden angeordnet werden, liegen zu gleichen Teilen beim Bund und bei den Kantonen.
Bereits Ende 2019 machten einschlägige Warnungen von Wissenschaftlern aus Wuhan, in China, die Runde in der ganzen Welt. Am 31. Dezember 2019 meldete China erstmals offiziell den Ausbruch einer neuartigen Lungenerkrankung. Doch in Europa schenkte man diesen Nachrichten zunächst einmal wenig Beachtung. Zu weit weg schien die Gefahr zu sein, und die Mediziner wähnten sich gewappnet, ohne zu wissen, was da letztlich auf sie zukommen würde.
Doch eine französische Studie besagt, dass bereits im November 2019 bei Patienten Symptome aufgetreten sind, die unmittelbar mit dem typischen Erscheinungsbild einer Corona – Infektion vergleichbar sind.
Nachdem am 11. Januar 2020 China den ersten Todesfall durch das neue Virus zu beklagen hatte, infizierte sich zwei Tage später, am 13. Januar 2020, eine Frau aus Thailand nachgewiesenermassen mit Corona, und somit erstmals ein Mensch außerhalb der Volksrepublik China. Wuhan wurde am 23. Januar 2020 offiziell wegen des Corona Virus unter einer Quarantäne, welche mit menschenunwürdigen Mitteln der Macht durch – umgesetzt wurden. Auch in anderen nicht – europäischen Staaten, wie die USA, war die Situation äußerst bedenklich, und hier kaum noch unter Kontrolle zu bekommen. Denn durch die weltweite Globalisierung hat das Virus erst die Chance bekommen, sich so dermassen auszubreiten. Diese Pandemie wird bereits als die dritte grosse und verheerendste weltweite Seuche des 21. Jahrhunderts gewertet.
Bedingt durch die Schliessungen von Kultureinrichtungen, Sportanlagen und später auch Geschäften, die keine Lebensmittel führen und Gastbetriebe trifft bis zum heutigen Tage nicht nur die Wirtschaft, in allen Ländern der Welt, auch zahlreiche Menschen leiden unter den Massnahmen.
Nun war das gehäufte Auftreten von den immer gleichen Symptomen unterschiedlicher Ausprägung mit Nachweis des Corona Virus in China als Epidemie zu werten, woraufhin sich nun auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einschaltete und am 11. Februar 2020 erstmals die Bezeichnung COVID-19 als Namen für die Erkrankung, deren Verbreitung bereits ein episches Ausmass angenommen hatte, vorschlug.
Am 24. Januar 2020 erreichte COVID-19 durch zwei nachgewiesene Fälle in Frankreich auch Europa, und am 25. Februar 2020 wurde ein erster offizieller Fall einer Infektion mit dem neuartigen Virus in der Schweiz bei einer Person aus dem Kanton Tessin öffentlich gemacht. Dieser Schweizer hatte sich zuvor in Italien aufgehalten, wo bereits am 28. Januar 2020 gleich zwei erste Fälle von COVID-19 diagnostiziert und somit nachgewiesen worden waren. Ab diesem Zeitpunkt breitete sich das Virus im ganzen Land ungewöhnlich schnell und stark aus, sodass Italien letztlich am heftigsten unter dem Virus innerhalb Europas zu leiden hatte, und die Erkrankung viele Todesopfer forderte.
Auch in der Schweiz breitete sich das Virus schnell aus, sodass am 28. Februar 2020 der Bundesrat entschied die Situation im Land, als eine sogenannte besondere Lage einzustufen, was Möglichkeiten eröffnete, Massnahmen im Sinne des Epidemiengesetzes zu ergreifen und in der Bevölkerung durchzusetzen. Verboten wurden hier ab sofort Veranstaltungen jeglicher Art mit einer Personenanzahl von 1000 Personen und mehr. Bereits am 1. März 2020 wurde landesweit eine Kampagne ins Leben gerufen, welche eine Ausbreitung der Infektion vermindern, und somit die Bewohner der Schweiz vor einer Erkrankung schützen sollte. Denn immer mehr Fälle von COVID-19 - Erkrankungen verliefen schwer und brachten die Betroffenen in eine kritische gesundheitliche Situation. Am 5. März hatte die Schweiz den ersten Todesfall aufgrund von Corona zu beklagen, und die Infektionen stiegen an jedem einzelnen Tag unaufhörlich weiter an.
An eben diesem Tag wurden in der ganzen Schweiz die offiziellen Plakate zur laufenden Kampagne „So schützen wir uns“ aufgehängt, auf denen die Abstandsregeln und das Meiden von direktem Kontakt und dem Händeschütteln, die Handhygiene, das Niesen in die Arm-beuge oder in ein Taschentuch, den Arztbesuch nur nach vorheriger Anmeldung, sowie das Zuhausebleiben beim Auftreten von Symptomen, die mit dem neuen Virus in Verbindung zu bringen sind, als Regel veröffentlicht wurden. Durch die weiterhin steigenden Infektionszahlen entschloss sich die WHO am 11. März 2020 diese weltweit herrschende Situation von einer Epidemie auf eine Pandemie hoch zu stufen.
Da es nirgends auf der Welt eine effektive Heilmethode gegen COVID-19 zu geben schien, und die Vielzahl der Personen mit einem schweren Verlauf drohte, das Pflegepersonal und die Ärzte in den Spitälern zu überfordern, setzte man grosse Hoffnung auf einen wirksamen Impfstoff. Hierzu gab es weltweit mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, an denen Wissenschaftler mit Hochdruck arbeiteten und forschten. Inzwischen ist Ende des Jahres 2020 in einigen Ländern Europas, wie auch der Schweiz, eine weitreichende Impfkampagne angelaufen, deren Wirkung auf die Pandemie noch abzuwarten ist.
Nach einem ersten Lockdown, in welchem das Leben nahezu zum Stillstand kam, beruhigte sich die Lage in der Schweiz während der Sommermonate zunächst einmal. Das bedeutet aber noch längst kein Ende der Pandemie, lediglich kam es, bedingt durch die Massnahmen und dadurch, dass die Menschen sich mehr draußen aufhielten und die Sonne genossen, zu einer Senkung der Infektionszahlen. Konstant blieb die Zahl der Neuinfektionen auf einem niedrigeren Niveau als es in den Wintermonaten und im Frühling. Seit Mitte Oktober begannen diese Zahlen naturgemäß und absehbar wieder zu steigen und erreichten ihren Höhepunkt am 5. November 2020 mit einer Infektionszahl von 10.043 Corona Neuinfektionen binnen 24 Stunden.
Inzwischen befinden wir uns seit dem 22. Dezember 2020 in der zweiten Phase des zweiten Lockdown, dieses mal jedoch mit weit weniger Einschränkungen als zuvor. So bleiben Restaurants, Clubs und Kneipen geschlossen, während der Einzelhandel unter den geltenden Hygienevorschriften geöffnet bleiben darf. Die Läden dürfen allerdings nur eine begrenzte Anzahl Kunden bedienen und müssen um 19 Uhr schließen. Bislang bleiben die Skipisten des Landes offen, weil hier keine große Gefahr einer Infektion zu befürchten ist. Mit dem heutigen Stand der Lage geht die Schweiz einen konsequenten Weg und beschliesst am 18.01.2021 landesweit die Pflicht zum Home Office, was weit weniger Menschen auf die Strassen und in die öffentlichen Verkehrsmittel treibt, als es zuvor der Fall war.
Bei einer Verschlechterung der Infektionslage können weitere Einschränkungen beschlossen werden. Aktuell sind in der Schweiz und in Lichtenstein knapp eine halbe Million Personen positiv auf das Corona Virus getestet worden, wobei bis heute 7793 Menschen hierbei ihr Leben lassen mussten. Derzeit ist der Ausgang dieser Pandemie noch ungewiss und die Hoffnung ruht weiterhin auf der Impfung gegen das COVID-19 Virus und deren Wirkung. Inzwischen sind in nahezu allen europäischen Ländern die Impfkampagnen angelaufen, und die Wirkung wird auf den Prüfstand gestellt. Der Bund hat ca. 13 Millionen Impf Dosen bei drei versch. Herstellern bestellt. Zusätzlich zu dem noch 17 Millionen für das Jahr 2021.
Corona, die Pandemie, Abstandsregeln, Maskenpflicht, Lockdown, und die Psyche?
Gerade wir, als Mitteleuropäer, werden über die Medien durch die Pandemie begleitet. Damit sind nicht nur die Nachrichten über die neuen Infektionszahlen und die fortschreitende Überlastung des Gesundheitssystems gemeint, auch Tipps für einen neuen Tagesablauf und einem psychischen Umgang mit der Situation werden nahezu täglich von Psychologen und Wissenschaftlern an uns weitergereicht.
Weitestgehend sollten wir, und dies gilt ganz besonders für Menschen, die sich vorübergehend in der angeordneten oder selbst gewählten Quarantäne befinden, unseren Tagesablauf beibehalten. Wenn dies der Umstände wegen nicht ginge, so soll ein neuer Ablauf des täglichen Lebens erarbeitet und strikt eingehalten werden. Dies gilt insbesondere wenn nun Arbeit, Haushalt, Kinderbetreuung und Familie zusammenfallen, weil Home Office die einzige Möglichkeit ist, den Beruf weiterhin auszuüben. So beschränkt sich der heute geltende, und angemessene, Kontakt zumeist auf die technischen Möglichkeiten der Konversation. Auch wenn hier ein Austausch von Informationen und eigenen Befindlichkeiten möglich ist, so fehlt das, was uns Menschen miteinander verbindet, und was die wirkliche psychische Situation eines jeden einzelnen zum Ausdruck bringt: die Berührungen, die Zuneigung, der spezifische Geruch, sowie der reale Klang der Stimme und das Vermitteln von Wärme und Gefühlen
Doch was ist mit Menschen in der Mitte unserer Gesellschaft, deren Seele bereits aus dem Gleichgewicht geraten ist oder Schaden genommen hat, die Zuwendung, und ohnehin schon fachliche Unterstützung in der Bewältigung ihres Alltags und bei den täglich anfallenden Aufgaben benötigen? Die aktuelle Situation in der Corona Pandemie lässt die Zahl der Menschen, die psychologische Hilfe benötigen, immens ansteigen. Psychologen berichten, dass sie täglich Anfragen erreichen, von Menschen, welche für sich keine Kompensationsmöglichkeiten mehr sehen, um mit den neuen Anforderungen zurecht zu kommen. Die Personen sind zumeist betroffen von Einsamkeit, depressiven Verstimmungen oder Depressionen. Sie sind geprägt von Zukunfts- und Existenzängsten, die sich in ihrem täglichen Leben manifestieren, dieses negativ beeinflussen, und die Lebensqualität beeinträchtigen.
Gegenüber der ersten COVID-19 Welle in der Schweiz und Lichtenstein im Frühjahr stieg in der zweiten Welle das Erscheinungsbild von Überforderung und Stress in der Bevölkerung noch einmal deutlich an. Das ergab eine Umfrage der Universität in Basel. So betrug die Zahl derer, die im ersten Lockdown während des Frühlings 2020 unter depressiven Symptomen litten, 9% der Bevölkerung, im zweiten Lockdown stieg diese Zahl rasant auf 18% an und verdoppelte sich hiermit. Die Gründe hierfür sind vor allem in der persönlichen Situation und verminderten Lebensqualität der Betroffenen zu finden, einhergehend mit Kontaktbeschränkungen und einer finanziellen Ungewissheit. Besonders sind die psychischen Instabilitäten bei jungen Menschen zu beobachten, die mehr Kontakte in ihrem Alltag pflegen und die beginnen, sich ein stabiles und eigenständiges Leben beginnen aufzubauen, aber auch geographisch bei Bewohnern der Romandie.
«Man muss das Beste daraus machen» / ODER «Die Gedanken werden immer grösser» Psychotisch während der Corona-Krise- Frau S. Klientin von M. Zivkovic "Anfangs, im März 2020, dachte ich wie viele andere, ich müsste nur einige Wochen zu Hause aushalten. Doch das Coronavirus ist immer noch da. Und mein Leben ist aus den Fugen geraten. Der Alltag, wie ich ihn kannte, existiert nicht mehr. Ich kann nicht schwimmen gehen, ich kann nicht auswärts essen, ich kann nicht reisen, ich kann nicht ins Kino. Alle die Aktivitäten, die mich stärkten, die mir Energie gaben, sind weggefallen. Was bleibt, ist ein ödes Dasein in den eigenen vier Wänden, in dem das einzige Highlight der Einkauf in der Migros ist. Man fühlt sich eingesperrt, hoffnungslos, hilflos, ohne Perspektive, denn niemand weiss, wann diese Situation ein Ende haben wird. Die Gewissheiten, die man hatte, die einem Sinn gaben, sind nicht mehr da. Das geht auch Menschen ohne psychische Erkrankung so. Doch ich leide unter einer Psychose. Meine Krankheit ist während diesem Corona-Jahr schlimmer geworden. Vor allem wegen der Isolation. Ich wohne alleine und musste ab April 2020 im Homeoffice arbeiten. Es tat zwar gut, sich nützlich zu fühlen, doch ich hielt den Leistungsdruck, der trotz veränderten Lebensumständen, der gleiche blieb, immer schlechter aus. Ohne Menschen um mich herum, ohne den sozialen Austausch im Büro, wurden meine Gedanken immer grösser. Ich sass vor dem Computer, versuchte verzweifelt, effizient zu sein, doch die Halluzinationen in meinem Kopf überwältigten mich. In der Therapie mit M. Zivkovic habe ich gelernt, dass ich in solchen Fällen Realitätschecks machen muss. Also mein Umfeld beobachten, mit Leuten reden, zum mich zu vergewissern, dass alles normal ist. Daran musste ich denken, obwohl ich in dieser Zeit nicht mehr von ihm betreut wurde. Und es gelang mir extrem schwer. Denn alleine zuhause gibt es keine Kontakte mehr, man ist auf sich alleine gestellt und fällt leichter in die Fallen, die einem das eigene Hirn stellt. Ich dachte auch an einen anderen Tipp meines Betreuers: sich mit vertrauten Menschen umgeben. Doch auch das war nur noch digital möglich. Es fehlte – wie in diesem Blog steht – die Nähe, der körperliche Kontakt, die Zuneigung. Man ist menschlich und seelisch ausgehungert. Das macht mich und andere Menschen mit psychischen Erkrankungen verletzlicher, unstabiler und anfälliger. Als mir dann wegen der schwierigen finanziellen Lage die Stelle gekündigt wurde, kam der absolute Tiefpunkt. Ich konnte nichts mehr machen, die kleinsten Handlungen kosteten mich Mühe, ich sah alles nur noch schwarz. Mühselig habe ich mich wieder aufgebaut – trotz Corona. Ich habe die Skills angewendet, dich in der Therapie gelernt habe. Das Wichtigste ist eine Tagestruktur. Ich plane jeden Tag im Voraus und erfülle die Aufgaben, die ich mir vorgenommen habe. Das schafft ein Erfolgsgefühl. Danach versuche ich, mich zu belohnen, mit einem Tee, einem heissen Bad oder einem Buch. Weil ich den ganzen Tag zuhause sitze, schiebe ich alle vier Stunden eine kleine Joggingrunde im Quartier ein, so dass ich mich auch genug bewege. Nach dem Sport geht es immer besser. Am «Feierabend» rufe ich meine Freunde an, geniesse es, ihre Stimme zu hören, und, obwohl sie nicht da sind, fühle ich mich verstanden und unterstützt. Da weiss ich, dass es allen gleich geht, auch denjenigen, die nicht krank sind. Klar, es ist nicht wie früher, aber ich habe gelernt bescheiden zu werden. Es klingt abgedroschen, aber man muss das Beste machen aus dem Wenigen, das man hat."
Eine weitere Umfrage mit einer Teilnehmerzahl von 11.000 Schweizern ergab, dass das empfundene Stresslevel bei den Probanden gegenüber dem ersten Lockdown im April deutlich zugenommen hatte. In Zahlen bedeutet das einen Anstieg von 11% auf 20%, was eine alarmierende Größe darstellt. Gleichzeitig stieg, bedingt durch die anhaltende Überforderung, und als Auswirkung der langfristigen Stresssituation mit fehlender Kompensation, das Auftreten von Symptomen depressiver Verstimmungen und Depressionen. Die Stressanzeichen sind, neben der drohenden oder eingetretenen finanziellen Einbussen, den damit verbundenen Zukunftsängsten, auch auf Konflikte innerhalb der Partnerschaft oder Familie zurückzuführen.
Wünschte sich vor der Pandemie eine hohe Zahl der Bevölkerung, mehr Zeit mit den Angehörigen und in den eigenen vier Wänden zu verbringen, so wurde dies nun zum Alltag. Hierbei fehlte eine angleichende Übergangszeit mit einem hohen Mass an Selbstbestimmung.
Das stete Zusammensein birgt die Gefahr des Aufleben alter Konflikte und das Hinzukommen neuer Konflikte, häufig auch bedingt durch die neue belastende Situation. Eine Möglichkeit der Kompensation ist auch hier nicht vorhanden, weder durch den Ausgleich über die Ausübung von Hobbys, noch durch Gespräche mit Beratern oder Therapeuten, welche Wege zur Bewältigung aufzeigen können. Selbst bereits in Therapie befindliche Personen konnten nur schwer einen zeitnahen Termin bei ihrem Therapeuten vereinbaren. Menschen, welche noch keine Therapie begonnen haben, mussten auch weiterhin auf ein zuhörendes Ohr und ein klärendes Gespräch verzichten.
Alleinig die Mitarbeiter der Gebotenen Hand, der schweizer Telefonseelsorge, standen den Betroffenen in ihren persönlichen schwierigen Situationen zur Seite. Hier war der Andrang naturgemäss groß und die Leitungen allzu häufig besetzt.
Freie Therapiekapazitäten vs. lange Wartelisten
Die Versorgungssituation für Menschen mit psychischen Störungen war bereits vor der Corona – Zeit nicht befriedigend. Und so kommt es jetzt dazu, dass sich in einer Praxis einer Großstadt eine Warteliste von 350 Rat-suchenden und Hilfebedürftigen aufgetan hat. 70% der Praxen sind hiervon seit dem Sommer letzten Jahres betroffen. All diesen Personen kann nicht in naher Zukunft geholfen werden, womit sie mit ihren Sorgen, den Ängsten, und in ihrer Verzweiflung allein gelassen werden. Auch in der weiteren Zukunft kann hier, wenn überhaupt, nur wenig Abhilfe geschaffen werden, denn die Aufarbeitung dieser Liste der Wartenden auf ein Gespräch, dauert seine Zeit, die Praxen der Psychologen ihren regelrechten Betrieb wieder aufnehmen können. Einerseits sind die Praxen der angestellten Psychotherapeuten überfüllt, die Unterhalter können diesen Ansturm nicht mehr bewältigen. Andererseits könnten selbständige Therapeuten ihren Kollegen unter die Arme greifen und den betroffenen Personen hilfreich zur Seite stehen, denn sie haben durchaus Therapieplätze frei. Der Punkt, an dem diese übergreifende Hilfe in der Versorgung von Klienten scheitert, ist schlicht die Bezahlung. Anders als bei angestellten Psychologen und Psychotherapeuten wird das Honorar der freien Therapeuten nicht über die Grundsicherung der Krankenkassen übernommen. Angestellte Therapeuten arbeiten in der Schweiz stets unter der Aufsicht eines Psychiaters, was für die Kassen eine gewisse Qualität der Therapie zu gewährleisten scheint.
Dieses Prozedere ist nicht nur als geselschaftlich Schwäche wahrzunehmen, auch steuert die Versorgung von Personen mit einem Hilfebedarf für ihre Lebensführung, mit psychischen Störungen oder Erkrankungen, auf eine deutliche Zweiklassenmedizin zu. Aus Sicht Betroffener und Hilfe-leistender ist dies ein unhaltbarer Zustand, an dem sich während der aktuellen Pandemie auch nichts ändern wird, weil die Prioritäten der Verantwortlichen derzeit an anderer Stelle liegen. Nur eine Lockerung der vorherrschenden Regelungen könnten eine echte Hilfe für Rat-suchende, eine Auflösung des Staus der Wartenden, sowie eine gerechte Verteilung von Klienten, und somit eine menschenwürdige Behandlung mit einem echten Ausblick auf langfristigen Erfolg, sicherstellen.
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